
Vielen Waldbäumen ist ein langes Leben beschieden, aber auch das geht einmal zu Ende. So wird die Rotbuche 300 bis maximal 400 Jahre alt. Solch alte Bäume sind in den heutigen Wirtschaftswäldern aber kaum anzutreffen, denn normalerweise wird die Buche im Alter von 120 Jahren eingeschlagen. Ganz anders sieht es im Naturwald aus – dort sind alte und abgestorbene Bäume regelmäßig vorzufinden. Ihnen kommt eine große Bedeutung zu, denn sie sind Lebensraum und Nahrungssubstrat für zahlreiche Tier- und Pilzarten.
Zusammen mit den Bakterien sind es die Pilze, die dafür Sorge tragen, dass schwer zersetzbare organische Substanzen wie das Lignin aufgeschlossen und abgebaut werden. So wird das Holz dem Nährstoffkreislauf zurückgeführt. Zu den Zersetzern gehört auch der Zunderschwamm, der mehrjährige, konsolenförmige Fruchtkörper ausbildet. Die Pilze zeigen übrigens den sogenannten Geotropismus. Das heißt, dass neu zuwachsende Fruchtschichten mit der Unterseite zum Erdboden ausgerichtet werden. Stürzt der Wirtsbaum um, werden die neuen Fruchtschichten oder neue Fruchtkörper um etwa 90° gegenüber den schon vorhandenen ausgebildet.
Um den Totholz-Spezialisten das Überleben im Wirtschaftswald zu ermöglichen, werden von den Förstern bewusst ausgewählte Bäume als sogenannte „Methusalems“ im Bestand belassen. Gut besonntes starkes Tot- und Altholz ist übrigens auch Voraussetzung für das Vorkommen spezialisierter Käferarten wie dem Hirschkäfer, Eichenbock oder Eremit. Die Larven dieser Käfer ernähren sich über viele Jahre von verrottendem Holz.